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Wenn Dominic Thiem den ersten Satz verliert – gewinnt er das Match

Herr Bresnik, Sie können sich entspannt zurücklehnen und den nächsten Gegner studieren, wenn Ihr Schützling Dominic Thiem den ersten Satz verloren hat.

Mit dieser Aussage kann ich mich so weit aus dem Fenster lehnen, bis ich nur noch auf den Fußspitzen stehe. Warum?

Werfen wir mal wild Zahlen durch den imaginären Raum:

Von den letzten acht Matches, in denen Dominic den ersten Satz verloren hat, gewann er?

Acht.

Da komme selbst ich als Niete im Rechnen hinterher.

Das sind 100% gewonnene Matches – nach dem Verlust des ersten Satzes. Verliert Dominic den ersten Satz, spart er dabei meistens Kraft. Denn wozu bei 0:3 im ersten Satz auch noch anstrengen, wenn man weiß das man sowieso gewinnen wird?

Die ersten Sätze gibt er gerne mal mit 1:6 ab. Oder auch 3:6. Eng ist es selten. Letztes Jahr in Basel gegen den Holländer Robin Haase winkte Dominic den ersten Satz komplett durch. 0:6. Ein Schnellstarter ist Dominic Thiem also nicht. Und baut sich so eine Aura auf.

Wie erhält man schnell Selbstvertrauen? Durch aufeinanderfolgende Rückschläge nicht. Aber durch schnelle Erfolge nach Rückschlägen. Es ist die etwas andere Art der Bestätigung. Ein Tennisspieler erhöht das Vertrauen in seine Stärke, wenn er nach Rückschlägen schnell passende Antworten gibt. Sind diese gewählten Antworten dazu die richtigen, macht das Selbstvertrauen Luftsprünge.

Die 100%-Quote ist auch gut für den Stresslevel.

Mit dem Bein wippend, nervös auf der Bank sitzen muss Dominic nach dem ersten Satz nicht. Er kann entspannt bleiben. Klar im Kopf. Frei von Zweifeln. Das gute Wetter genießen. Die Wolken zählen.

Andere Spieler würden nach einem verlorenem ersten Satz auf der Bank grübeln. Voller negativer Gedanken, was denn alles falsch lief. Sich ärgern. Und so mental schwächen. Beginnt der zweite Satz dann nicht wie erhofft, kann das Match schneller zu Ende sein als gedacht.

Dominic fragt sich nach einem verlorenem ersten Satz, was er seinem Gegner nach dem Sieg beim Handschlag sagen könnte. Höflichkeitsformen werden in Gedanken runtergerattert. Bereits zu häufig verwendete Floskeln werden aussortiert.

Klare Gedanken in schwierigen Situationen zu fassen ist eine Qualität. Im Leben. Wie auch während einem Tennismatch. Entscheidungen müssen getroffen und Umstände akzpetiert werden. Fehler wollen hinter sich gelassen werden. Der Fokus muss neu ausgerichtet werden und positiv sein. Technik und Taktik treten dabei höflich zur Seite und überlassen der Psyche die große Bühne. Der Spieler ist allein mit sich und seinen Gedanken. Das Ergebnis dieses Treffens zeigt sich anschließend auf dem Court.

Das ist mentale Stärke.

 



Marco hilft auf tennis-insider.de Clubspielern ihr Tennis zu verbessern. Hier nimmt er nicht nur die Topspieler unter die Lupe, sondern auch Talente und Youngster.

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Veröffentlicht inAllgemein

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